The Falkland Islands - A Penguin's World

Zwei kurze Flüge und doch eine lange Reise. Die Rede ist von unserer Weiterreise von Punta Arenas via Rio Gallegos (Arg) nach Stanley, der Hauptstadt der Falklandinseln. Kaum sind wir in der Luft, beginnt auch schon wieder der Sinkflug. Die Latam landet einmal pro Monat in Argentinien, um von hier weitere Passagiere auf die Falklandinseln zu transportieren. In Argentinien füllt sich der zu rund einem Viertel besetzte Flieger rasch und am Schluss sind alle Sitze besetzt. Nach einer Stunde Flug können wir zwischen den Wolken bereits Teile der Insel erkennen und wenig später setzt unser Flieger auf dem Militärstützpunkt Mount Pleasant auf. Bereits in der Luft hören wir eine Durchsage des Piloten, dass ab jetzt keine Fotos mehr gemacht werden dürfen. Auf dem Boden werden wir von einer grossen Menge Personal erwartet. Die Einreisehalle ist bis zum Bersten voll mit ankommenden Passagieren, dazwischen steht überall Sicherheitspersonal und sogar ein Spürhund macht seine Runden. Die Lage scheint uns etwas angespannt, was wohl der Grund dafür ist? Da alle im Flugzeug nicht die vollständigen Papiere erhalten haben, bricht nun endgültig das Chaos aus. Alle haben weitere Formulare auszufüllen, bevor sie einreisen können. In der Zwischenzeit schnüffelt der Hund auf dem Rollband alle Gepäckstücke systematisch ab, was der Hektik keinen Abbruch tut. Bei der Einreise sind sie aber sehr freundlich und zuvorkommend und so schaffen wir es, uns durch die Menschenmenge zu unserem Bus zu kämpfen. Nach einer Stunde erreichen wir unsere neue Heimat für die nächsten sieben Tage.

Teresa und Tony Smith, unsere Gastgeber sind sehr bemüht, uns ein gutes, interessantes, abwechslungsreiches Programm zu bieten. Da der erfahrene Tourguide Tony schon den einen oder anderen Termin hat, starten wir mit seinem Freund Carrot zur ersten Halbtagestour. Diese führt uns an die Südküste der Insel zu den Gentoo-Pinguinen. Wir halten dem kräftigen Wind stand und besuchen mit viel Begeisterung den von Pinguinen bewohnten Strand. Die drolligen, wackligen Tiere sind vielbeschäftigt. Entweder gehen oder kommen sie vom Fischen, sie watscheln zu ihren Jungen, füttern diese, reinigen sich oder erholen sich von der strengen Jagd. Das muntere Treiben ist bestes Kino für uns und manchmal wissen wir nicht mehr, wohin wir unsere Augen richten sollen. Lange, sehr lange geniessen wir das Beobachten und Fotografieren. Zwischenzeitlich wärmen wir uns im Auto wieder auf, damit wir später nochmals zum Strand gehen können. Der Start der Wildlife-Beobachtungen ist voll und ganz gelungen. Bereits tags darauf fährt uns Tony zum bekannten Platz der Königspinguine. Auch diese Route führt anfangs über eine Gravel Road und die letzten 20-30 Kilometer über Weideland, durch Bachläufe über Böschungen ohne jegliche Strasse. Ein erfahrener Driver ist ein Muss. Tony kennt diese Insel wie seine Hosentasche, schliesslich war es seine Geschäftsidee, diese Art von Touren anzubieten. So arbeitet er seit über 27 Jahren als unabhängiger Guide. Kurz vor dem Volunteer’s Point (der Ort, wo die Pinguine ihre Kleinen grossziehen) meldet er dem Ranger, dass wir sein Land befahren, denn dafür muss jeder Tourist eine sog. Landing Fee bezahlen. Danach entlässt er uns ins Reich der Pinguine. Als erstes steuern wir zum Sandstrand und das Glück ist uns hold. Direkt vor uns marschieren vier Königspinguine in Reih und Glied stolz dem Meer entgegen. Zwischendurch bleiben sie stehen und scheinen miteinander zu kommunizieren. Endlich erreichen sie das Wasser und entschliessen sich auch tatsächlich fischen zu gehen. Schon nach wenigen Metern im Meer ist von ihnen nichts mehr zu sehen. Vorbei an den Erdlöchern der Magellanpinguinen besuchen wir die grosse Kolonie der Königspinguine. Gegen die 1800 Tiere versammeln sich, wie die Appenzeller bei ihrer Landsgemeinde, in einem Kreis und schnattern laut vor sich hin. Wir können Jungtiere verschiedenen Alters bestaunen, besonders lustig sehen die Youngsters aus mit ihrem flauschigen, braunen weichen Fell und ihrem pummeligen Körper. Die kreisenden Greifvögel werden gemeinsam vertrieben. Im gleichen Kreis befinden sich aber auch noch ganz kleine, nackige Jungtiere und auch noch auszubrütende Eier erkennen wir unter einzelnen Pinguinen. Immer wieder stossen neue Tiere, mit prall gefüllten Fischbäuchen dazu, was jeweils ein neues Aufschreien der Jungmannschaft zur Folge hat. Allerdings bleibt das Futter jeweils in derselben Familie und da Königspinguine nur ein Junges grossziehen, fehlt auch die Übersicht nicht.

Vorbei an den Gentoo und weiteren Magellanpinguinen kehren wir zum Schutzraum zurück und geniessen dort einen warmen Kaffee aus der Thermosflasche. Auf der Rückfahrt ernten wir ein paar wenige Teaberries, welche wir aber noch vor Ort geniessen. Jetzt dreht auch das Wetter wieder und dem starken Wind folgt sehr kräftiger Regen.

Der Besuch bei den schwerfälligen, behäbigen See-Elefanten bildet ein weiteres Highlight auf dieser wunderbaren Insel. Allein die Offroadfahrt ist hitverdächtig. Quer durch Gras- und Buschlandschaften, durch sumpfiges Gebiet über Sand. Es ist alles dabei, was ein wirkliches Abenteuer ausmacht. Touristen sind weit und breit keine in Sicht, dies auch deshalb, weil es für die Reise an diesen Zipfel der Insel einen sehr erfahrenen Driver braucht. Kaum steigen wir aus dem Auto, liegt schon der erste grosse Bulle träge in der Wiese. Tony meint, dass ein Tier von dieser Grösse gut an die 4 Tonnen wiegt. Seinem Tipp, um die männlichen Tiere einen grossen Bogen zu machen, folgen wir sehr gerne freiwillig. Am Ufer liegen gegen die 50 Tiere und auf unser Erscheinen reagieren die meisten mit einem kurzen Augenblinzeln. Ihre Kulleraugen sind sehr süss. Plötzlich tauchen im Wasser zwei Jungtiere auf, welche sich spielerisch, kämpferisch messen, ein ganz spezielles Schauspiel.

Das Inselleben mit all seinen Besonderheiten gefällt uns sehr und so brechen wir zu einem weiteren Ausflug auf. Unser Ziel ist das Lighthouse Cape Pembroke. Dazu müssen wir zuerst im Museum den riesigen Schlüssel abholen. Damit machen wir uns dann auf den Weg an die Ostspitze der Insel. Beim zweiten Versuch gelingt es den Girls das schwere, metallene Tor zu öffnen und wir können eintreten. Über sehr steile Treppen erreichen wir die dritte Ebene des Leuchtturmes, von wo wir eine wunderbare Aussicht geniessen können. Vom Strand aus können wir Orcas beobachten, wie sie in den Gewässern vor der Insel ihre Runden drehen. Noch mehr Wildlife sehen wir an der Gypsy Cove, einem weiteren, sehr schönen Küstenabschnitt. Auf dem weissen Sand steht eine grosse Gruppe Magellanpinguine und im türkisfarbenen Wasser in Ufernähe schwimmen Delphine. Der Wind hat mittlerweile den Himmel freigeblasen und wir geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen.

Im B&B gestalten wir einen Wegweiser mit unseren Angaben und der Distanz (7889 Meilen) von Stanley bis nach Gommiswald. Jetzt können wir diesen am Weltwegweiserpfahl befestigen. So lassen wir ein Stück Erinnerung an diesem einmaligen Ort hier auf der Insel zurück.

Ein weiteres spezielles Erlebnis ist der Besuch beim Briefmarken-, Münzen- und Landkartensammler und -verkäufer. Wir verbringen gute zwei Stunden auf wenigen Quadratmetern, Briefmarkenbögen durchforstend und vor allem aber auch diskutierend. Mit vielen Geschichten und historischen Infos im Gepäck verlassen wir diese Sammeloase.

Für den letzten Tag haben wir uns die besten Pinguinathleten vorgenommen. Dazu fahren wir mit unserem Driver Carrot an die Nordküste, ans Cape Bougainville. Dort sind die kleinen, herzigen Rock Hopper Pinguine anzutreffen. Sie sind sehr geschickt im Erklimmen von Felsen, ja zum Teil springen sie gar von einer Felskante zur nächsten. Inmitten all dieser Rock Hopper sitzen gemütlich sechs Macaroni Pinguine. Diese stechen deshalb hervor, weil sie einen goldigen Federkranz rund um den Kopf haben, die Rock Hopper indes haben nur goldige Augenbrauen. Unten in der wilden, rauhen See schwimmen Seehunde elegant in den meterhohen Wellen. Wir geniessen dieses Wildlifeparadies für uns ganz alleine. Zwischen Pinguinen und Kormoranen essen wir auf einem Felsvorsprung unseren Lunch, immer mit gegenseitiger Beobachtung. Querfeldein fahren wir zurück und stoppen dann doch noch an einem Kriegsschauplatz. Vor uns liegen die riesigen Rotorblätter eines ehemaligen argentinischen Transporthelikopters. Dieser wurde damals im Krieg von 1982 von den britischen Soldaten vom Himmel geholt. Ansonsten befinden sich die allermeisten Gedenkstätten und –tafeln in den Bergen, dort wo auch die Kämpfe stattgefunden haben, bei den sogenannten „Battle Fields“.

Die Falklandinseln, in unserem Fall ist es die grösste, nämlich die Ostinsel, sind schlicht und einfach ein Traum. Wir sind vielen netten, hilfsbereiten Leuten begegnet, haben im besten B&B der Insel gewohnt, sind mit dem Erfinder und Gründer der Wildlife-Offroad-Touren kilometerweit durch unwegsames, einsames Gebiet zu den besten Beobachtungsplätzen der Insel gefahren. All die fünf Pinguinarten (der Grösse nach geordnet mit den Kleinsten beginnend Rock Hopper 61-64cm, Macaroni 69-71cm, Magellanic 71, Gentoo 76cm, King 91-96cm), haben uns begeistert und fasziniert und so haben wir Stunden damit verbracht, dem lustigen, interessanten Treiben diese arktischen Vögel und ihrem Treiben zuzuschauen. Unseren kulinarischen Hunger stillten wir meist im besten Restaurant der Stadt, im Waterfront. Hier mutierten wir zu regelrechten Stammgästen.

Jetzt hoffen wir auf gutes Wetter und vor allem auf wenig Wind, damit unser Flieger morgen auch wirklich Richtung südamerikanisches Festland starten kann.

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    www.360meridians.ch (Sonntag, 18 März 2018 13:33)

    Wahnsinn! Grande Finale!!! Super tolle Bilder - eine Destination für die Bucket List!
    Herzlichen Dank! Geniesst den Abschluss eurer Traumreise.

  • #2

    cyrill (Montag, 19 März 2018 17:40)

    Wer kann schon von sich behaupten, einen Kaiserpinguin in freier Natur gesehen zu haben...Einfach genial!

  • #3

    cyrill (zum zweiten) (Montag, 19 März 2018 17:44)

    Ups, Unterschied zwischen Königs- und Kaiserpinguin im ersten Moment nicht erkannt. Schmälert aber in keinster Weise die Schönheit der zweitgrössten Pinguinart...