Al fin del Mundo - Torres del Paine

Ankunft am Ende der Welt: Nach einer strengen Reise landet unser Flieger auf der Landebahn von Punta Arenas. Das Wetter ist regnerisch und sehr windig, doch die Landung gelingt sehr gut. Mit unserem Mietauto fahren wir los Richtung Puerto Natales, welches 250 Kilometer nordwärts liegt. Da wir die letzte Nacht auf dem Flughafen von Santiago de Chile verbracht haben, sind wir alle sehr müde. Die Fahrt auf der Routa del Fin del Mundo ist trotz der grossen Weite nicht eintönig, nein wir können sogar von der Strasse aus rosafarbene Flamingos, riesige Schafherden und alle fünf bis zehn Kilometer die Einmann- resp. Einfrau-Buswartehäuschen sehen. Gegen Abend treffen wir im regnerischen Puerto Natales ein und werden dort sehr herzlich empfangen. Die sympathische Vermieterin sagt von sich, dass sie ein Pinguin sei und dies trifft ziemlich genau das Klima, welches uns hier erwartet. Zum ersten Mal holen wir die wärmeren Jacken aus dem Kofferraum und dieses Equipment wird während den nächsten Tagen unser treuer Begleiter sein. Von hier starten wir unser Unternehmen Patagonien, was gleichbedeutend ist mit Volltanken und Nahrungsmittel besorgen, denn ersteres ist im Nationalpark gar nicht vorhanden und zweitens sehr teuer.

So wählen wir die Route Richtung Torres del Paine. Es regnet immer noch, was uns zum Glück aber gar nicht speziell stört, da wir noch gut 150 Kilometer bis zum Park zurücklegen müssen. Uns ist erklärt worden, dass das Wetter in Puerto Natales total anders sein kann, wie im Nationalpark und darauf hoffen wir natürlich ganz fest. Und dank des Regens hat es praktisch keinen Wind, was zum Fahren doch deutlich angenehmer ist. Wir geniessen die Wildheit und Rauheit der Natur und stoppen doch das eine oder andere Mal, um die wunderschöne Landschaft im Bild festzuhalten. Gegen Mittag erreichen wir den letzten bewohnten Ort. Es ist ein Muss, in die Dorfkneipe, die zugleich auch Unterkunft Souvenir-, Kleider- und Schmuckladen ist, einzutreten. Es scheint so, als seien alle Touristen von heute hier versammelt, was wegen des schlechten Wetters auch nicht sonderlich verwunderlich ist. Die paar Häuser von Cerro Castillo sind offenbar wirklich der letzte Unterschlupf vor dem langen Nichts, respektive der grossen, wunderbaren Weite des weltberühmten Nationalparks. Gestärkt und mit vier Mützen ausgerüstet, wagen wir uns dann wieder hinaus ins stürmische, regnerische Wetter. Ab hier ist die Strasse teils in einem sehr schlechten Zustand, Geschwindigkeiten von unter 40 km/h sind oft empfohlen. Ein grosser Vorteil ist, dass wir alle so viel mehr sehen und erleben können. Die Farben beeindrucken uns sehr. Immer wieder fotografieren wir die fantastische Umgebung, einmal mit Tieren, wie Schafe, Flamingos oder Guanacos, ein anderes Mal mit einer Lagune im Vordergrund. Die bleistiftartigen Bergspitzen kommen sogar hinter den dunklen Regenwolken zum Vorschein und auch die Gletscher kommen gut zur Geltung. Nach gut 70 Kilometern erreichen wir den Eingang zum Nationalpark, wo wir all unsere Angaben schriftlich festhalten und die 88 US$ Gebühr begleichen. So haben wir jetzt auch offiziell die Erlaubnis, uns im Park frei zu bewegen. Da sehr viele Strassen wegen anstehender Reparaturarbeiten gesperrt sind, können wir nur eine Route befahren, was unserer Faszination aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, wir sind schon mal glücklich, die imposanten Berggipfel so nah zu sehen, hoffen aber trotzdem, bei einer nächsten Passage auf blauen Himmel und Sonnenschein. An verschiedenen Stellen können wir Guanacos beobachten und am letzten Ort rennt sogar noch ein grauer (Polar)fuchs über die Strasse. Wir schätzen uns glücklich, bereits so viel Wildlife gesehen zu haben. Gegen Abend erreichen wir unsere Unterkunft am Lago Grey. Die Panoramasicht ist phänomenal. Weit hinten am anderen Ende des Lago Grey ist der Gletscher zu erkennen, welcher zwischendurch ins Wasser kalbert. Wir buchen für den nächsten Tag eine Tour mit dem Katamaran, welcher bis ganz nahe an den Gletscher fahren wird.

So wie wir es uns gewünscht haben, erblicken wir frühmorgens die Gipfel des Torre del Paines Massives in bestem Licht. Gerade rechtzeitig für den Sonnenaufgang sind wir mit der Kamera zu Stelle, um dieses beeindruckende Panorama festzuhalten.

Endlich ist es soweit und die Zeit ist gekommen, dass wir boarden können. Bei heftigem Wind fassen wir die Schwimmwesten und besteigen als Letzte das Beiboot, welches uns zum Tourkatamaran bringt. Auf einer künstlich angelegten Kiesbank steigen wir um und nehmen sogleich an einem Sechsertisch mit Fenster Platz. Die rund einstündige Fahrt zum Gletscher kann beginnen. Anfangs sind die Wellen sehr hoch und wir erhalten vom Kaptain noch keine Erlaubnis, auf Deck zu gehen. So essen wir unser mitgebrachtes Picknick, sind danach aber sogleich in den Startlöchern, um bei den ersten zu sein, welche auf Deck gehen können. Die berühmte Bergkette zeigt sich von seiner allerbesten Seite und wir können uns wahrlich nicht sattsehen. Immer wieder wechselt der Winkel, oder ein neuer Bergspitz kommt zum Vorschein. Im Wasser passieren wir den einen oder anderen Eisberg. Viele von ihnen schimmern in weiss bis hin zu einem klaren, hellen Blau. Der Wind bläst mit unverminderter Stärke, doch darauf sind wir vorbereitet, denn endlich kommen all die warmen Kleider, welche wir in all den warmen Ländern mit uns geschleppt haben, zum Tragen. Dies ist zweideutig gemeint. Einerseits tragen wir diese im Moment und andererseits kommen sie zum Tragen, damit wir nicht frieren. Wahrlich Lisa und ich müssen die Girls festhalten, damit sie an Ort stehen können. Der Katamaran kommt der ersten Gletscherzunge immer näher und es bietet sich uns ein gewaltiges Bild eines riesengrossen Gletschers, welcher direkt im See endet. Erinnerungen an Alaska kommen auf, doch mit dem grossen Vorteil, dass es hier trotz des Windes doch einiges wärmer ist. Nach einer Weile dreht das Boot ab und wir fahren zu einer weiteren Gletscherzunge. Auch hier scheinen wir zu spüren, wie in nächster Zeit ein Serak abbricht und in grosser Geschwindigkeit über den See gleiten wird, wie jener Eisberg, den wir gestern Abend weit hinten im See erkannt haben. Heute ist er bereits vorne beim Schutzkiesstrand angelangt. Gemäss den Aussagen eines Führers hat dieses weisse Monster lediglich drei Tage benötigt für die gesamte Strecke von rund 15 Kilometern.

Von der Laguna Azul geniessen wir nochmals einen anderen Blickwinkel auf die berühmten drei Torres, ja es ist dies die Postkartenansicht, welche so weltbekannt ist. Gerade noch rechtzeitig haben wir es an diesen Ort geschafft, denn nur wenig später ziehen immer dichtere Wolken auf und verdeckten die Sicht auf die schönen, frisch verschneiten Felsspitzen.

Der über die Ufer getretene Rio Serrano lässt viele spezielle Fotos zu, da die Landschaft vor uns wie eine Sumpflandschaft aussieht. Noch ein letztes Mal sehen wir von der Terrasse aus das sagenhafte Panorama, bis es danach hinter dicken Wolken verschwindet. Da es unser Weiterreisetag ist, spielt Wetter und Sicht nicht mehr eine so grosse Rolle. Heutiges Ziel ist es, dass Zeitfenster für die Südroute zu treffen, welche nur vormittags bis 10.30 Uhr geöffnet ist und dies ist gar kein Problem. Dadurch verkürzt sich nämlich unsere Fahrt nach Puerto Natales um gut 100 Kilometer. Pünktlich zum Mittagessen sind wir dort und danach nehmen wir abermals die 250 Kilometer zurück nach Punta Arenas in Angriff, wieder vorbei an den rosafarbenen Flamingos, den riesigen Schafherden und den Einmann- resp. Einfrau-Buswartehäuschen mit ihren blauen Kuppeldächern und den zerborstenen Fensterscheiben. Hier endet unsere Fahrt auf der Ruta del Fin del Mundo.

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Kommentare: 1
  • #1

    Katja (Donnerstag, 15 März 2018 08:47)

    Einfach nur wooooowww!!!! Sprachlos�