Mit einem Elefantenhunger wachen wir auf. Heute ist ein ganz spezieller Tag. Wir werden die Gelegenheit bekommen, im Elephant Village diese wunderbaren Tiere besser kennenzulernen und den Umgang mit ihnen zu lernen. Wir alle sind schon ganz nervös und trotzdem lassen wir uns das sehr feine, reichhaltige Frühstücksbuffet nicht entgehen. Die Ersatzkleider sind gepackt wie auch Badehosen und –tücher. Die Unterwasserkamera darf natürlich nicht fehlen, da wir am Nachmittag mit den grauen Riesen noch baden gehen werden. Um 08.30 Uhr werden wir von Sack, unserem Guide und einen Chauffeur im Hotel abgeholt. Sack erklärt uns den Ablauf des Tages, er wird uns den ganzen Tag begleiten. So fahren wir ungefähr 30 Minuten in östlicher Richtung ins Elephant Sanctury Village. Dieses liegt am Fluss Nam Khan, welcher in Luang Prabang in den Mekong mündet. Kurz vor dem Camp erblicken wir ein riesiges, gerodetes Gebiet und mitten drin eine chinesische Fabrik. Hier entsteht bis im Jahre 2022 einer der fünf Bahnhöfe in ganz Laos. Eine chinesische Firma ist überall im Land damit beschäftigt, die Schnellbahn von China über Vietnam nach Loas und Thailand zu realisieren. Man sagt uns, dass das Elefant Village davon nicht betroffen sein, dies hoffen wir doch schwer.
Die Elefanten sind noch unterwegs und so haben wir noch etwas Zeit, um die Umgebung etwas zu erkunden. Anschliessend werden wir in die Elefantensprache eingeführt. Wichtig sind acht Grundbefehle. Diese sollten es uns ermöglichen, die jeweilige Elefantendame zu kommandieren. „Sohng“ heisst das Knie heben, „Pai“ vorwärtsgehen, „Hao“ stopp, „Kwah“ nach rechts, „Sai“ nach links, „Doun“ rückwärts, „Map“ absitzen und „Kaup Jai“ danke. Wir üben diese Kommandos fleissig, damit wir dann auch für den Ernstfall sprachlich gerüstet sind. Mitten in den Ausführungen ist ein lautes, röhrenartiges Trompeten zu hören – und schwupps schon rennen wir alle zur Aussichtsplattform, um die grauen Riesen genau beobachten zu können. Sack erwähnt noch, dass die beiden wichtigsten Begriffe „Pai“ und „Hao“ seien. Dies leuchtet ja noch ein, wenn wir später dann auf dem Rücken auf Wanderschaft gehen werden. Die Befehle werden immer zweimal nacheinander ausgesprochen. Das Aufsteigen auf einen Elefanten will auch gelernt sein. Zuerst sagt man zweimal deutlich Sohng-Sohng, steigt auf das Knie und greift mit der rechten Hand an den Ohransatz des Elefanten. Die linke Hand wir dem Mahout (laotischer Elefantentrainer) entgegengereicht, der einem noch etwas hinaufzieht. Jetzt ist die Elefantendame Khongngern für unser Familientraining bereit. Mit einem Mahout auf dem Rücken kommt sie anmarschiert. Justine darf als Erste beginnen. Elegant schwingt sie sich auf den Rücken und dreht eine Runde. Ja ist man oben angelangt, soll man auf den Hals und nicht auf die Schulter sitzen. Dies sei für die Elefanten schonender. Die Hände legt man flach auf den Kopf. Als nächste kommt bereits Céline. Auch sie löst ihre Aufgabe äusserst geschickt, ja Sack ist begeistert von der Sportlichkeit der beiden Girls. Lisa steht den beiden Kindern in nichts nach und mit viel Schwung sitzt auch sie rasch auf dem Hals der Elefantendame. Zu guter Letzt darf ich ran und ich muss wirklich sagen, es macht grossen Spass. Allen fällt auf, dass die Elefanten am Kopf stoppelige, schwarze Haare haben. Diese Trainingsrunde ist nur leider allzu kurz und die Vorfreude auf das Elefantenreiten ist wirklich in allen von uns geweckt worden. Als nächstes besuchen wir die beiden Elefantenbabies, welche in diesem 100 Hektar grossen, privaten Reservat gehalten werden. Auf dem Weg zum Fluss erklärt uns Sack, dass dieses Zentrum im Jahre 2000 von einem Deutschen ins Leben gerufen wurde zum Schutze und zur Befreiung der Elefanten. Die Idee war es, die Lastelefanten von ihrer sehr schweren Arbeit, der Mithilfe bei der Teakholzgewinnung und des Teakholztransportes zu befreien. Tiere in diesem Reservat müssen nicht wie vorher 12 Stunden am Tag, sondern lediglich vier Stunden arbeiten und zudem viel weniger hart. Danach werden sie wieder in den Urwald entlassen. Jeden Vormittag werden sie vom Tierarzt auf Herz und Nieren überprüft. Im Jahre 2013 verkaufte der Gründer die gesamte Anlage an eine laotische Familie, welche seither das ganze Zentrum in Eigenregie weiterführt.
Jedem Elefanten ist ein Mahout zugeteilt. Diese bauen über eine lange Zeit ein Vertrauensverhältnis auf, das so weit reicht, dass nur der betreffende Mahout seinem Elefanten rufen kann, damit er am Morgen wieder aus dem Urwald zurück zur Elephant Village kommt. Des Weiteren führt Sack aus, dass aus den Elefantenkokosnüssen, also dem dicken Exkrement, Papier hergestellt wird. Jetzt sind wir bei der Bootsanlegestelle und gemütlich überqueren wir den Fluss. Nach einem ganz kurzen Fussmarsch stehen wir vor dem Gehege der beiden Youngster, dem fünfjährigen Maxi und der sechsjährigen Khamphet. Sie werden gerade mit Maisstangen gefüttert und wir haben das Glück, dass wir dabei mithelfen können. Ein ausgewachsener Elefant frisst pro Tag rund 250 Kilogramm Pflanzen. Weiter erfahren wir hier im Elefantenkindergarten, dass die Mutter von Maxi ebenfalls hier wohnt. Jeweils nach getaner Arbeit, wird sie hierher gebracht und von da werden Mutter und Sohn mit den anderen Elefanten wieder in die Freiheit entlassen. Für diese beiden Elefantenbabies sind bereits jetzt je ein Mahout zuständig. Ziel ist es, dass sie später auch das Programm für Touristen beherrschen werden. Wir lassen uns erklären, dass die Trennung von Mutter und Kind in der Anfangsphase sehr schwierig sei – doch da Elefanten gut lernen, merken sie nach 5 bis 6 Monaten, dass sie jeweils nach getaner Arbeit wieder zusammen sind. Die Mutter von Khamphet lebt zurzeit noch in freier Wildnis im Grenzgebiet zu Thailand. Es ist geplant, sie auf diesen August ins Zentrum zu holen. Die meisten Last- oder Trägerelefanten werden durch die Regierung den Unternehmen abgekauft, d.h. es fliessen pro Monat pro Elefant 700 US Dollar in die Kassen der eigentlichen Besitzer. Dafür dürfen die Elefanten hier ihr weiteres Leben im Elephant Village verbringen. Wieder zurück im Zentrum erwarten wir „unsere“ vier Elefanten für den Ausritt. Die Elefanten mit je einem Mahout sind uns schon zugeteilt. Céline darf auf den Rücken der Elefantendame Uak (42 Jahre und 2450 kg), Justine auf jenen von San (42 Jahre und 2754 kg); Lisa auf Khammon (41 Jahre und 2785 kg) und ich auf die älteste und schwerste Dame, auf Khamkoun (45 Jahre und 3386 kg). Grosse Bananenzweige fressend, beginnt sich der ganze Trott Richtung Flussufer zu bewegen. Ja es ist schon imposant, wie hoch oben wir zurzeit sitzen und so hoffen wir insgeheim, nicht allzu oft Kommandos geben zu müssen respektive, dass die Damen unseren Befehlen auch Folge leisten werden. Während die Elefantin von Justine weit vorne ist, scheint jene von Lisa sehr müde zu sein. Gemütlich trottet sie den Weg zum Wasser hinunter. Endlich befindet sich die ganze Karawane im Wasser und der ganze Tross bewegt sich fussabwärts. Auf der kleinen Insel werden die Mahout zu wahren Papparazzis mit den technischen Geräten ihrer Touristen. Es entstehen viele Erinnergungsbilder. Der Ausritt erscheint uns leider allzu kurz, wie schnell doch die Zeit manchmal vergeht, und so sind wir froh, dass wir am Nachmittag nochmals mit den Tieren ins Wasser gehen dürfen. Zu Fuss legen wir die kurze Strecke (ca. 500 Meter) zurück und nehmen auf einer der drei Aussichtsplattformen Platz. Sack erklärt uns, dass es Buffet gibt und bittet uns sogleich zu Tisch. Wir geniessen das laotische Essen, die wunderbare Aussicht auf den Nam Khan und die angenehme, ruhige Atmosphäre in vollen Zügen. Nach dem Essen heisst es, Badehosen überziehen, Sonnencreme und Moskitospray einreiben. Ausser Lisa (sie darf auf dem Rücken der Mutter von Maxi, Khongngern (42 Jahre und 2523 kg) Platz nehmen) dürfen wir mit denselben Tieren wie am Vormittag in die Badi gehen. Diesmal etwas flussaufwärts, auf der Bootsroute quer über den Nam Khan. Als erstes wird Céline so kräftig geduscht, ja ihre Elefantendame macht sich sichtlich einen Spass daraus, Dusche über Dusche auf sie niederprasseln zu lassen. Justine wird das erste Mal nass, als ihr Elefant im Wasser vorne auf die Knie geht. Bei Lisa hört man dies, denn auch ihre Dame scheint wirklich einen Hofknicks im Wasser auszuführen. Von der anderen Seite kommt uns ein grosser Elefantenbulle entgegen, im Schlepptau grosse, schwere Teakholzbaustämme. Mein Mahout Aye erklärt mir rasch, dass dieser Elefant nicht zum Resort gehört. Dieser Bulle sei vor gut zwei Jahren in dieses Gebiet gekommen und danach durch Einheimische als Nutztier gebändigt worden. Gemäss der laotischen Regierung ist nämlich das Halten von Arbeitselefanten nicht mehr erlaubt. Nichts desto trotz gibt es immer noch Laoten, welche sich nicht an diese Weisung halten. So werden vorwiegend Männchen in der Holzwirtschaft eingesetzt, d.h. zum Fällen der Teakbäume und dann vor allem für den Transport der schweren Baumstämme.
Mit Bürsten ausgerüstet dürfen wir beginnen, die Elefanten zu schruppen. Noch etwas hinter den Ohren, auf der Stirn und schon ist das Bad fertig. Alle, ob Elefant oder Mensch, haben ihre Portion Wasser bekommen, geschrubbt worden, sind allerdings nur die Tiere. Dieses Baden bildet den absoluten Höhepunkt eines spannenden, interessanten, obercoolen Ausfluges in dieses spezielle Zentrum. Ja Sack erwähnt noch, dass ein Elefant in einem solchen Zentrum bis zu 100 Jahre alt werden kann. Ab 60 Jahren müssen die Elefanten hier nicht mehr arbeiten. Sie gelten dann sozusagen als pensioniert. Wir setzen unsere Tour mit einer ca. 12-minütigen Bootsfahrt flussaufwärts fort. Ziel sind die Khan Wasserfälle im Wald. Auch hier gibt es die Möglichkeit, auf Elefanten zu reiten, allerdings nur in einer Sänfte. Diese Anlage gehört einem Chinesen. Das Reiten der Elefanten ist viel günstiger, doch die Distanz, welche sie zurücklegen ist beinahe lächerlich. Zudem müssen die Elefanten doppelt so lange arbeiten, also acht Stunden und selbst im Urwald werden sie an einer 100 Meter langen Kette festgehalten. Wir begnügen uns mit ein paar Fotos vom recht trockenen Flusslauf des Wasserfalls. In der Trockenzeit fliesst nur sehr wenig Wasser, ja einen Monat später, so sagt man uns, ist nichts mehr von einem Wasserfall zu sehen. Auch der zweite ist ok, allerdings, wenn wir bedenken, dass zur Regenzeit hier alles überschwemmt wird und all die Wasserfallstufen tatsächlich sich zwischen den Bäumen hindurch einen Weg suchen, ist das eine sehr imposante Vorstellung. Von den Wasserfällen zurück, ziehen wir uns kurz um, bevor wir mit Guide und Chauffeur die Heimreise antreten. Im Hotel lösen wir den Afternoon Voucher ein und staunen nicht schlecht, was uns hier alles präsentiert wird. Schliesslich wollen wir unsere Kräfte mit jenen der Elefanten vergleichen und dafür stürzen wir uns alle ins Sporttenue und stürmen den Fitnessraum. Nach der Blitzdusche erwartet uns das Hoteltaxis für die Fahrt in den Ausgang. Der Nachtmarkt entlockt uns wieder ganz wenig Geld und so besorgen sich Justine und Céline schöne Schuhe und noch ein Kleidungstück für ihren späteren Nachwuchs. Nach dem Geldwechsel sind wir auch wieder liquide. Das Toui Café ist heute leider geschlossen und so versuchen wir es bei der nächsten Adresse. Abermals mundet das Essen, wir sind aber so in Eile, schliesslich wollen wir um 20.40 Uhr zurückgefahren werden. Ein Blick auf die beleuchtete Bambusbrücke darf natürlich nicht fehlen. Jetzt rasen wir in traumwandlerischer Sicherheit durch den gesamten Nightmarket und landen eine Punktlandung. Genau um 20.40 Uhr besteigen wir den Bus und fahren zurück zum Hotel. Ein ganz spezieller, unvergesslicher, genialer Tag neigt sich dem Ende zu.
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