Sabaidee

Nach einem knapp einstündigen Flug mit einem uns mittlerweile bekannten, kleinen Propellerflugzeug der Air Laos landen wir in der Hauptstadt des Landes, in Vientiane. Der Voucher für unser Minivantaxi kostet nur 8 US Dollar. Offenbar gibt es doch günstigere Transporte. Normalerweise sind die Kosten für die verschiedenen Transfers oder Transporte unverhältnismässig teuer. Dies bedeutet konkret, dass z.B. unsere Weiterreise in den Norden, eine vierstündige Fahrt, mehr kostet, als eine Übernachtung im besten Hotel der Hauptstadt. Fahrten zu organisieren geht praktisch nur über Hotels oder Agenturen, ja es ist wirklich so, dass nur die Oberschicht ein Auto besitzt und deshalb sind Fahrzeuge heute zumindest noch Mangelware, vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns im asiatischen Raum befinden.

Vientiane haben wir erst im zweiten Moment in unser Herz geschlossen. Uns scheint diese Stadt zu Beginn doch sehr verlottert, vielleicht sogar etwas chaotisch. So haben wir anfangs noch nichts von dem französischen Charme, von welchem im Reiseführer geschrieben wird, gespürt. Mit der Zeit beginnen wir aber, die Stadt zu mögen und mit etwas Suchen und auch mit der Hilfe der bekannten Ratgeber wie Trip Advisor, Lonley Planet sind auch die kleinen, hübschen, z.B. etwas versteckten kleinen Restaurants zu finden. So begegnen wir tatsächlich vielen französischen Restaurants, welche mit ihren europäischen Produkten oder genauer mit ihren französischen Produkten ihre Kundschaft verwöhnen. Ja bis zum französischen Käse reicht das Sortiment. Auch ist in solchen Lokalen mehrheitlich die französische Sprache zu hören. Wir erwischen uns selbst beim Einkaufen feiner Croissants und Pain au chocolats. Einmal essen wir diese Gebäcke sur place, ein anderes Mal zieht es uns weiter Richtung Fruit Heaven, einem Restaurant für Früchteliebhaber und –liebhaberinnen. Die Hauptstadt hat nebst ein, zwei Tempeln, dem Triumphbogen nicht so viel zu bieten, ausser eben dem Ambiente. Der Nachtmarkt ist ein Sammelsurium an chinesischen Produkten von Kleidern, über Lederwaren bis hin zu Uhren, Brillen und Handyhüllen in Fülle. Alle 10 bis 20 Meter wiederholt sich das Angebot in derselben Reihenfolge. Doch hier trifft man sich, die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein. Begeistert sind wir aber unabhängig der Region vom laotischen Essen und so besuchen wir in der Hauptstadt einen Kochkurs. Nachdem wir die drei Menus, welche wir kochen dürfen, ausgewählt haben, begleiten uns die Köchin und ein Sherpa oder Bodyguard zum Wochenmarkt. Mit dem Tuk Tuk fahren wir die kurze Strecke zum Markt. In routinierter Art geht die Köchin von Stand zu Stand. Poulet, gehacktes Schweinefleisch, einen Fisch im richtigen Gewicht, später geht es weiter beim Gemüse, eine Karotte, Frühlingszwiebel, Zwiebeln und Knoblauch, die einzelnen Gewürze wir Fenchel, Lemon Gras und ganz zum Schluss noch Bananenblätter. Ja auch der Sticky Rice darf natürlich nicht fehlen. Zurück im Hotel werden wir geheissen zu warten, bis der Arbeitstisch mit fünf Arbeitsplätzen eingerichtet ist. Danach geht es ans Eingemachte. Wir mörsern, schwingen, schneiden, hacken, alles schön den Anweisungen der Köchin folgend. Ja auch die Girls dürfen tatkräftig mitkochen zur Freude der anwesenden Köchin. Der feine Duft verspricht bereits jetzt Vielversprechendes. So können wir es kaum erwarten, unser Menu zu degustieren. Lao Salat, Chicken Soup und Fisch im Bananenblatt. Ja, ohne uns zu gross zu loben, wir sind begeistert vom Endprodukt. Es tut gut, zu sehen wie viel hinter diesen Menus steckt, zumal wir gerade die beiden Hauptgänge schon des Öftern im Restaurant bestellt haben. Wir werden sicherlich versuchen, den einen oder andern Gang in der Schweiz bestmöglichst nachzukochen.

Der Buddahpark 25 Kilometer südöstlich der Hauptstadt ist ein speziell schöner Ausflug. Die um 1958 errichtete Anlage beherbergt an die 200 Hindu und Buddahfiguren. Aus Angst vor der Revolution flüchtete der Erbauer auf die thailändische Seite, um dort ein Pendant errichten zu lassen. Die kunstvollen Figuren bieten zahlreiche Fotosujets. Das kürbisähnliche Konstrukt kann auch noch in höhlenkundartiger Weise erforscht und erkundet werden. Dies ist nicht nur für die Kinder sehr spannend, sondern auch für uns Erwachsenen. Der Vorteil liegt diesmal aber eindeutig bei den Jüngeren, da die Öffnungen z.T. sehr eng und schmal sind. Die Reise führt uns weiter nordwärts und faszinierend ist, dass wir immer wieder mit dem Mekong in Kontakt kommen. Per Privatminivan geht es heute nach Vang Vieng. Die Stadt am Fluss Nam Song bietet uns ein spektakuläres Panorama mit seinen Karstfelsen – ja wir werden sogar an die berühmte Halong-Bay in Vietnam erinnert. Die erste Tour zur Blue Lagoon 3 entpuppt sich fast als Flop. Die rasante Fahrt dorthin ist fantastisch schön, die wunderbare einmalige Landschaft bezaubernd. Beim Eintreffen müssen wir an der künstlich, kleinen Lagune Eintritt bezahlen. Wir haben alle einen Lachanfall – das soll es jetzt gewesen sein. Irrt sich für einmal sogar Trip Advisor und Lonley? Wir können es noch nicht glauben und so folgen wir den Wegweisern zur Höhle. Jetzt beginnt das Abenteuer wirklich. Wir, ausgerüstet für einen Badeausflug, beginnen in Flipp Flopps und Badetasche auf dem Rücken, die lehmigen, dreckigen und rutschigen Stufen hochzuklettern. Der Weg scheint nur zeitweise unterhalten zu werden. Nach ca. 100 Höhenmetern bietet sich uns ein traumhafter Ausblick auf die Ebene mit den Reisfeldern. Vor uns steht eine steile Bambusholzleiter, welche uns förmlich einlädt, hochzuklettern. Hier beginnt unsere Höhlentour. Der Eingang ist so schmal, dass Person und Rucksack einzeln passieren müssen. Erfreulicherweise ist die Höhle sehr schön, gut abgesichert und bietet abermals einen grandiosen Ausblick. Die Rutschpartie zurück bleibt uns erspart, da wir mittlerweile auch mit offenen Schuhen berggängig sind. Die Water Cave führt über steile Bambusleitern ins Dunkel. Ja es ist so dunkel, dass wir nur mit Stirnlampen eindringen können – und wer nimmt schon eine Stirnlampe zu einem Badeausflug mit. So geniessen wir vielmehr die Abendstimmung auf der Rückfahrt ins Hotel. Das Degustationsmenu – eine kleine laotische Gerichtesammlung – mundet uns sehr gut, nur leider sind die Portionen etwas gar knapp berechnet, vor allem beim Dessert hat es nur noch für zwei anstelle der vier Portionen gereicht. Ein weiterer, grosser Lacher ist garantiert. Das Programm in Vang Vieng ist dichtgedrängt, so fahren wir am nächsten Tag zuerst in eine Höhle, später zu den Minderheiten und zum Schluss nach in eine Organic Farm. Diesmal sind wir sehr gut ausgerüstet: Wanderschuhe, Stirnlampen, zwar ohne Ersatzbatterien wie im Führer empfohlen und mit warmen Kleidern. So sind wir fast enttäuscht, als wir sehen, wie gut ausgebaut diese Höhle ist. 147 Stufen bis zum Eingang und in der Höhle ein betonierter Weg auf der ganzen Strecke, die Beleuchtung im asiatischen Stil, d.h. mal grün, mal blau, mal rot. Es ist ein sehr schöner Ort und wir erfahren, dass sich hier die Einwohner z.T. während des Krieges versteckt hielten. Beim Besuch der beiden Minderheiten erfahren wir einiges über die Wohnweise. Dörfer in der Nähe eines Flusses sind immer auf Stelzen erstellt, damit ein allfälliges Hochwasser den Wohnbereich nicht beeinträchtigt. Die Dörfer in den Bergen bestehen aus Häusern, welche am Boden gebaut sind, dafür ohne Fenster. Starke Winde wären eine zu grosse Gefahr für die Gebäude. In allen diesen Dörfern befindet sich eine Primarschule, so dass die 4- bis 9 Jährigen in ihrem eigenen Dorf zu Schule gehen können. Für die nächste Stufe müssen sie aber in die grösseren Orte, dies bedeutet manchmal ein Fussmarsch von über 1.5 Stunden. Auf der Organic Farm betrachten wir Früchte und Pflanzen, die Stallhaltung der Ziegen entspricht allerdings nicht ganz unseren Vorschriften. Immerhin intergrieren sie die Ziegen in den organischen Kreislauf. So fressen diese Kompostmaterial, produzieren auf diese Weise Milch für Käse und Dünger für die Pflanzen. Die Begründung, weshalb die Ziegen nicht frei umherlaufen dürfen, entlockt uns ein Schmunzeln. All die schönen, zarten Pflanzen wären in Gefahr. Ein spannender Ausflug geht somit zu Ende.

Der Tag des Abschieds ist gekommen. Andrea wird heute in entgegengesetzter Richtung reisen, nämlich in die Hauptstadt Vientiane, wir setzten unsere Reise Richtung Norden, nach Luang Prabang fort. Die zwei Wochen mit Andrea waren einfach genial schön. Wir haben jede Sekunde genossen, viel Tolles, Einmaliges, Unvergessliches, Schönes erlebt. Wir haben oft gelacht, Neues ausprobiert und eine wunderbare Zeit verbracht. Ganz herzlichen Dank – liebe Andrea – wir behalten diese vielen, guten Erinnerungen an Laos mit dir in unserem Herzen. Mit zwei weinenden Augen sagen wir adieu, wir wünschen dir eine gute Heimreise.

Die atemberaubende Fahrt nach Luang Prabang führt über die Berge und bietet fantastische, ja manchmal sogar furchteinflössende Ausblicke. An zwei Stellen haben wir gesehen, wie ein Grossteil der Strasse den sehr steilen Abhang hinuntergerutscht ist. Kurz vor der Passhöhe blockierte gar ein Lastwagen die Strasse, welche in einem sehr schlechten Zustand ist. Zum Glück können wir nach kurzem Warten rechts vorbeifahren, während dem der Lastwagen zurückrollt, um den nächsten Anlauf zu starten. Jetzt geht es wieder bergab durch grosse Teakholzwälder, vorbei an Reisfeldern bis wir nach gut 5 Stunden Luang Prabang erreichen. Unser Hotel befindet sich mitten im Zentrum der Stadt und so erkunden wir diese UNESCO geschützte Stadt ein erstes Mal. Viele einladende Restaurants und Kaffees säumen den Strassenrand, dazwischen immer wieder schöne Geschäfte mit laotischem Schmuck oder verschiedenen schönen Stoffen. Nach dem feinen Nachtessen schlendern wir noch durch den Nachtmarkt. Wir schliessen Luang Prabang bereits nach wenigen Stunden in unser Herz.

Heute werden wir in ein Homestay in die Berge gefahren. Zusammen mit einem Guide und einem Chauffeur machen wir uns auf die gute eineinhalbstündige Fahrt. Unser Führer erzählt uns, dass er hier in den Bergen das Licht der Welt erblickte, als eines von zehn Kindern. Vor gut dreizehn Jahren ist seine Familie in die Ebene gezügelt, von wo er „nur“ noch eineinhalb Stunden Schulweg hatte. Diesen legte er zweimal pro Tag zurück. Mit zwölf Jahren wurde er bereits Vollwaise. Auch ohne seine Eltern ging er seinen Weg, arbeitete während drei Jahren, um sich das Geld für die Lehrerausbildung zusammenzusparen. Nach erfolgreich Abschluss kehrte er ins Waisenhaus zurück, diesmal als Lehrperson. Seit nunmehr drei Jahren begleitet er Touren in die Berge zu den Minderheiten. Nach gut fünfzig Minuten ist Schluss mit Asphaltstrasse und Zivilisation. Eine steil ansteigende, sehr holprige, lehmige, einspurige Bergstrasse führt hinauf in die Höhe. Wir sind nicht zum ersten Mal froh, dass wir nicht selber fahren müssen, doch diesmal übertrifft es alles Vorherige. Hoffentlich kommt uns kein anderes Gefährt entgegen. Nach 40 Minuten erreichen wir „unser“ Dorf für heute Nacht. Die Anmeldung erfolgt per Guide beim Dorfobersten, der uns freundlicherweise als seine Gäste willkommen heisst. So werden wir die nächsten drei Malzeiten bei ihm und seiner Familie am Tisch geniessen dürfen. Im ganzen Dorf spricht niemand Englisch und so sind wir schon bald auf uns alleine gestellt. Unser Guide checkt kurz die drei Menus ab, erklärt uns, wann wir diese serviert bekommen und schliesslich verabschiedet er sich. In Kontakt zu treten ist sehr, sehr schwierig. Für einmal sind wir die Zootiere, welche von jedem Hauswinkel, aber meist aus sicherer Distanz beobachtet werden. Ein Mädchen grüsst uns freundlich und wir dürfen sogar ein Foto machen. Später spielen die Girls im Dorf mit einem Tennisball und integrieren ein Kind, welches seinen jüngeren Bruder auf der Schulter trägt. Auf der Tour durch das Dorf treffen wir schliesslich auf einen 62-Jährigen Mann, welcher bruchstückhaft Englisch spricht und wir können ihn beim Bearbeiten von Bambus zusehen. Kurz später begrüssen uns zwei Erwachsene Frauen mit Sohn, resp. Enkel. Ein erster Bann ist gebrochen. Auf dem Rückweg zu unserem Lehmhaus sitzen einige Girls auf der Strasse und als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre, begleiten sie uns nach Hause. Freudig lachen, hüpfend, singend beginnen sie mit Justine und Céline zu spielen. Jetzt ist der Bann endgültig gebrochen. Immer wieder und wieder beschenken sie Justine mit schönen Blumen, ja der ganze Garten wird geplündert und in Hochachtung vor dem Alter überreichen sie die Blumen immer mit einem kleinen Knicks. Gespannt schauen wir der Dinge und geniessen die entspannte Atmosphäre. Ja als die Kinder in unser Haus gehen, kommen diese Girls gleich auch mit, nicht ohne vorher ihre schmutzigen Flipp Flopps abgezogen zu haben. Sie machen es sich wirklich gemütlich. Erst das Rufen der Eltern bringt sie wieder aus dem Haus und zurück zu ihrem Heim. Später sehen wir auch den Grund, denn am Abend ist Waschzeit an den vereinzelt im Dorf errichteten Freilichtduschen. Ja das ganze Dorf scheint sich für die Nacht sauber zu machen. Seien es die Kinder, die jungen Erwachsenen oder auch die Eltern und Grosseltern. Wir nehmen abermals am Feuer Platz und beobachten die Kochkünste unserer Köchin. Mit viel Geschick und Erfahrung und in einer Seelenruhe bereitet sie Gemüse und Kochbananen zu. Wir staunen nicht schlecht, wie zeitgenau das Abendessen fertig ist. Punkt 18.00 Uhr können wir das feine Essen geniessen. Nach dem Essen setzten wir uns nochmals ans Feuer, einerseits, weil es sehr gemütlich ist und andererseits, weil die Aussentemperaturen schon merklich abgekühlt haben. Als die Familie ihr Essen zubereitet hat, verabschieden wir uns und kehren unter dem klaren Sternenhimmel in unser Haus zurück. Die Temperaturen sind so tief, dass wir beschliessen, in den Kleidern zu schlafen. Dicht aneinandergedrängt, versuchen wir, die Wärme so gut es geht unter der Decke zu behalten. Tiergeräusche und Töffmotoren lassen uns am Morgen erwachen. Wir ziehen uns fast winterlich an, ja Justine und Céline teilen sich ein paar Handschuhe und so erscheinen wir abermals am Familientisch, wo uns die Omeletten bereits erwartet. Dazu gibt es noch Nuddlesoup und Palmblätter mit Sesam. Anschliessend führt uns die Grossmutter durchs Dorf, zeigt uns den Sportplatz und die beiden Schulhausgebäude. Auf dem Rückweg legt ein Bauer seinen Reis zum Trocknen aus. Wir verabschieden uns von den Kindern und unserer Gastfamilie und treten den Weg zurück in die Zivilisation wieder an. Es war eine tolle, einmalige Erfahrung dieser Aufenthalt fernab des Tourismus, in einem abgelegenen Bergdorf.

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