La fenêtre

Das Observatorium auf La Réunion gilt als das grösste im Indischen Ozean und es soll sich besonders gut für Schulen eigenen. Doch als wir auf der Homepage nach einem passenden Datum für eine Führung suchen, sind alle complet. Verständlicherweise reut uns dies, da der Ort Les Makes nur ca. 45 Minuten von Saline-les-Bains entfernt, auf einer Höhe von 800-1200 müM liegt. So lassen wir nichts unversucht und schreiben ein E-Mail, denn wer nichts wagt, gewinnt nichts. Wenige Tage später wird diese Mail sogar beantwortet und zu unserer grossen Freude auch noch positiv. Wir können also zu viert am Samstagabend an der letzten Führung dieses Jahres teilnehmen. Wir jubeln laut, für Justine ist dies zugleich noch die praktische Fortsetzung des Unterrichtsstoffes. Erst vor wenigen Tagen hat sie das Thema Astronomie mit einer Prüfung abgeschlossen. Jetzt bekommen wir hoffentlich die Gelegenheit in einen sternenklaren Himmel zu schauen.

Den Vormittag dieses Tages verbringen Justine und ich noch auf dem Golfplatz, während dem Lisa und Céline zu Hause am Arbeiten sind. Nach dem Mittagessen starten wir sehr gemütlich. Auf unserer Lieblingsstrasse, der Route des Plages, fahren wir Richtung Süden. Immer wieder stoppen wir, um Punkte oder Orte zu besichtigen, an denen wir bislang immer vorbeigefahren sind. In St. Louis wählen wir dann die Route D20 hinauf ins Dorf Les Makes. Vorbei an wunderschönen Ananasplantagen erreichen wir das Bergdorf. Nach einem kurzen Kaffeehalt in der Boulangerie starten wir zu unserem nächsten Ziel, dem Fenêtre. Das Wetter ist alles andere als freundlich und so haben wir die warmen Kleider und unsere Regenschütze bereits griffbereit. Vorbei an Obst- und Gemüseplantagen sowie an zahlreichen, herrlich gepflegten und schön angelegten Picknickplätzen und durch den Kryptomeriawald erreichen wir nach weiteren 11 Kilometern diesen Aussichtspunkt auf

1580 müM. Der Blick von hier oben hat seinen Reiz. Bei leichtem Regen und tiefen Temperaturen (ca. 18° empfinden wir zurzeit als kalt) machen wir die wenigen Schritte zum Aussichtspunkt. Tief unten, zwischen den Wolkenschwaden sind die Ortschaften des Cirque de Cilaos erkennbar, wie z.B. Îlet-à-Cordes oder Palmiste Rouge. Ja langsam verziehen sich einige Wolkenschwaden, dass sogar der Blick auf Cilaos selber frei wird. Erneut sind wir begeistert, welch spektakuläre Aussichten diese Insel zu bieten hat. Wir knipsen unsere Fotos, suchen den Cirque mit dem Feldstecher ab und staunen. Zurück in Les Makes machen wir eine kurze Restaurantrecherche, doch diese ist rasch gemacht, nebst dem Pup in der Nähe der Boulangerie gibt es kaum Alternativen. So bestellen wir für heute Abend Pizza, denn ohne Vorbestellung wird nichts ausgeliefert. Die Zwischenzeit bis zum Start der Führung um 21.00 Uhr verbringen wir mit UNO spielen und vor allem mit dem Beobachten dies Abendhimmels. Die Wolkendecke ist schon noch dicht, ja so kennen wir es aus der Schweiz. Doch wie immer, die Hoffnung stirbt zuletzt. Allmählich beginnt es einzunachten und da ist auch tatsächlich das erste Wolkenloch über dem Meer zu erkennen. Gemäss unseren hobbymässigen Berechnungen und vor allem unseren Wunschvorstellungen könnte die Zeit ausreichen, dass dieses Loch exakt um 21.00 Uhr über dem Observatorium zu liegen kommen könnte. Aber dies ist natürlich alles reine Spekulation. Zuerst einmal geniessen wir die feine Pizza. Blitzartig fast im Minutentakt scheinen sich die Wolken in klare Luft aufzulösen und Céline entdeckt bereits die ersten Sterne am Himmel. Noch ist es etwas zu früh, um Richtung Sternwarte loszuziehen und so beginnen die Kinder mit Quentin, dem Knaben der Boulangerie und seinem Leuchtball Fussball zu spielen. Zum Erstaunen von Quentin sind die Girls besser, als er wahrscheinlich angenommen hat. Er hat die Rechnung allerdings ohne das wöchentliche Fussballtraining bei den „Foot de Princesses“ gemacht. Hauptsache es macht allen drei bis fünf, ja manchmal halten auch wir einen Fuss dazwischen, grossen Spass und die Zeit vergeht wie im Flug. Mittlerweile müssen wir die Wolken am Himmel fast suchen. Es sieht sehr vielversprechend aus. Jetzt ist es soweit. Wir verabschieden uns von Quentin und dem Team der Boulangerie und fahren zum Observatorium. Dort warten bereits einige Leute und es sollen noch zahlreiche dazukommen. Mit der Anzahl von maximal 16 Personen scheinen sie es nicht so genau zu nehmen. Doch so gut kennen wir die Réunionesen bereits und so sind wir sicher, dass es ein tolles Nachterlebnis wird. Am Schluss zählen wir an die 50 Personen nun gut, das ist ja nicht viel mehr als die publizierte Zahl auf dem Internet. In den Räumlichkeiten werden wir ganz kurz begrüsst und danach werden wir in die dunkle Nacht gebeten. Mittels „astronomischem“ Beamer wird der Sternenhimmel an die Rückwand der Sternwarte projeziert. Unter fachkundiger Anleitung werden uns der Reihe nach momentan sichtbaren Sternbilder erklärt. Das kundenfreundliche Programm zeigt zuerst alle zu einem Sternbild gehörenden Sterne in einem roten Rahmen. Im nächsten Schritt werden diese Sterne mit blauen Linien zum Sternbild ergänzt und zum Schluss wird das entsprechende Bild darübergelegt. Danach folgen wir dem Laserpointer in den Nachthimmel und können so die Bilder eins-zu-eins sehen. Den Kindern fällt natürlich sogleich auf, dass der Orion auf dem Kopf steht und so suchen sie den Stern Sirius geschickt auf der anderen Seite. Nachdem wir alle Sternbilder erklärt bekommen haben, dürfen wir an sechs verschiedenen Teleskopen in den Nachthimmel sehen. Eine wirklich faszinierende Welt! So sehen wir u.a. die Nebel im Orion, den grossen und kleine Magellannebel und zur Freude unserer beiden Krebse auch noch den kleinen Nebel in ihrem Sternbild. Auch begeistert sind wir vom Kugelsternhaufen. Gemäss den Angaben der anwesenden Hobbyastronomin befinden sich in diesem Haufen über eine Million Sterne. Da sich viele Leute im Dunkel der Nacht bereits verzogen haben, geniessen wir noch eine ganze Weile unsere astronomische Familienstunde. Immer wieder wird das Teleskop neu ausgerichtet und wir können einen Blick in die Sterne werfen. Justine und Céline haben gar zum ersten Mal in ihrem Leben eine Sternschnuppe gesehen. Begeistert sind wir auch vom Feldstecher, denn uns eine andere Frau entgegenstreckt (7x50 Modell unbekannt). Selbst mit diesem Hilfsmittel lassen sich die Sternbilder und Nebel erkennen. Müde und zum Teil recht durchfroren besteigen wir das Auto und machen uns auf den Heimweg nach Saline-les-Bains.

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Kommentare: 1
  • #1

    Irene (Donnerstag, 21 Dezember 2017 08:16)

    lebendiges Lernen...